kleines lesen
wirklich täglich lesen
Fast in jedem Schulfach gibt es Inhalte, für die gefordert wird, sie
täglich zu machen!
Wenn wir nun anfangen würden, wirklich alles, was wir sollen, täglich zu machen, hätten wir keine Zeit mehr für den Unterricht... Zumindest in dem Zeitrahmen, den uns unser Schulsystem vorgibt. Ländern, die wirkliche Ganztagsschulsysteme haben, geht es, was die zur Verfügung stehende Zeit angeht, besser.
Stimmt das? - Natürlich nicht (ganz)!
Wir als Grundschullehrkräfte sind in der komfortablen Lage, die Zeit innerhalb unserer Klassenstunden frei
einteilen zu können!
Allein schon die notwendige Rhythmisierung zwingt uns ja zu anderen Zeiteinheiten als den im Plan vorgegebenen 45 Minuten. Wenn in der ersten Klasse nach ca. 10min ein Aktionsformwechsel notwendig ist, reichen in der vierten Klasse die Aufmerksamkeits - und effektiven Arbeitsspannen über 20min + x.
Das bedeutet, dass wir innerhalb unseres täglichen Zeitbudgets einzelne Blöcke
ausweisen können, die wir für bestimmte Aufgaben einsetzen,
die eben auch mal nur 5 Minuten oder 10 Minuten
umfassen.
Zum Beispiel: zum täglichen Lesen!
Daher: Wage doch einmal ein Experiment:
Tagesbeginn mit Lesegewinn!
Jeder
Schultag wird mit einer Still-Lese-Phase begonnen!
Voraussetzung:
Jedes Kind hat ein passendes Buch (-> ICH WÄHLE - Methode), das es auch interessiert.
Ablauf:
* Der Tagesbeginn-Gong (oder der Gong der ersten Stunde, in der du in deiner Klasse bist), ist automatisch das Zeichen, dass die Schüler das Reden einstellen, unterrichtsferne Dinge wegräumen, ihr Buch herausnehmen und unaufgefordert anfangen, darin still zu lesen.
* Die Lehrkraft macht sich 'unsichtbar', beobachtet nur aus den Augenwinkeln, scheint in eigene Geschäfte vertieft. Dadurch wissen die Kinder, dass sie nun tatsächlich alleine
lesen (dürfen!).
* Entgegen dem Anschein beobachtet die Lehrkraft sehr genau den Geräusch- und Unruhepegel. Wird dieser auch nur bei einem einzelnen Kind plötzlich signifikant höher, ist die Aufmerksamkeit aufgebraucht und der Block wird durch das in der Klasse übliche Signal beendet.
(Ein einzelnes unruhiges Kind kann die Ruhe für die anderen zerstören, daher schließen wir die Einheit, bevor das Kind es tut)
Problematik:
Manche Kinder (oft auch Schlecht-Leser) können sich nicht sofort in ihr Buch vertiefen, sondern brauchen einige Zeit, bis das Buch sie 'gefangen' hat. In der Zwischenzeit müssen sie vielleicht lachen oder versuchen, auch andere vom Lesen abzuhalten, um Aufmerksamkeit zu finden. Diese Kinder werden mit einem stillen Signal (ein Blick, eine beruhigende Berührung, möglichst wortlos) zurück zur Aufgabe gebracht.
Entwicklung / eigene Beobachtungen:
* Die guten oder interessierten Leser werden unkonzentrierte Kinder durch Vorbild mitnehmen - wenn diese in ihre Bücher abgetaucht sind, haben leseunwillige Kinder keine Ansprache mehr und fangen früher oder später selbst an, sich mit ihrem Buch zu beschäftigen.
* Gute / interessierte Kinder werden sich auch beschweren, wenn ihnen die Lesezeit zu kurz war. Das zeigt den anderen, dass Lesen etwas schönes, kostbares ist (auch wenn sie es zu Hause vielleicht nicht vorgelebt bekommen) und kann deren Einstellung zum Lesen langsam verändern.
* Hat ein Kind einmal ein ganzes Buch alleine gelesen, ist das ein großes Erfolgserlebnis und macht Lust auf mehr.
* Die Beobachtung ist, dass sich durch Lesen die Leseausdauer erhöht, was zu mehr Lesen führt, was die Leseausdauer ---
* Absolute Un-Leser wird es wohl nicht umdrehen, die verordnete Pflicht-Lesezeit wird ihnen aber auch nicht schaden....
Der beste Effekt von allen:
Ein unvorstellbar angenehmer, entspannter und ruhiger
Tagesbeginn!!
Die Kinder (und auch die Lehrkraft!) sind runtergefahren, angekommen und wissen, dass es jetzt losgeht.
Die Kinder (und auch die Lehrkraft!) sind runtergefahren, angekommen und wissen, dass es jetzt losgeht.
die "Ich WÄHLE" - methode
Mit dieser "Checkliste" können Kinder zu ihrem Leselevel passende Bücher finden. Dies ist für den Erfolg des Lesetrainings von entscheidender Bedeutung:
Zu schwere Bücher frustrieren, zu leichte entwickeln das Kind nicht weiter. Daher ist es wichtig, passende Bücher zu finden.
Wenn Kinder selbst Bücher auswählen sollen, kommen oft folgende Fehleinschätzungen vor:
Ehrgeizige greifen oft zu einem zu hohen Level, haben dann Verständnisprobleme oder der Umfang des Buches ist zu groß, sie bekommen das Buch nicht fertig. Das setzt ihre Lesemotivation herab.
Unmotivierte oder schwache Kinder greifen eher zu einem zu niedrigen Level, schaffen es zwar, das Buch zu lesen, aber bekommen dadurch keine neuen Inspirationen und bauen auch ihr Vokabular nicht aus.
Ehrgeizige greifen oft zu einem zu hohen Level, haben dann Verständnisprobleme oder der Umfang des Buches ist zu groß, sie bekommen das Buch nicht fertig. Das setzt ihre Lesemotivation herab.
Unmotivierte oder schwache Kinder greifen eher zu einem zu niedrigen Level, schaffen es zwar, das Buch zu lesen, aber bekommen dadurch keine neuen Inspirationen und bauen auch ihr Vokabular nicht aus.
Absurderweise gibt es den Effekt auch in andersherum:
Ehrgeizige greifen zu zu leichten Büchern, die sie ohne Anstrengung locker nebenbei fertiglesen - und haben ihre Fähigkeiten nicht erweitert.
Schwache möchten sich den Anschein geben, bessere Bücher lesen zu können greifen zu zu schweren Büchern, scheitern am Verständnis des Inhalts und werden nur in ihrem Gefühl des Lese-Versagens bestätigt.
Also müssen Kinder befähigt werden,
passende Bücher zu finden.
Das geht mit dem "Ich WÄHLE" - Schema:
Ehrgeizige greifen zu zu leichten Büchern, die sie ohne Anstrengung locker nebenbei fertiglesen - und haben ihre Fähigkeiten nicht erweitert.
Schwache möchten sich den Anschein geben, bessere Bücher lesen zu können greifen zu zu schweren Büchern, scheitern am Verständnis des Inhalts und werden nur in ihrem Gefühl des Lese-Versagens bestätigt.
Also müssen Kinder befähigt werden,
passende Bücher zu finden.
Das geht mit dem "Ich WÄHLE" - Schema:
Vor dem Lesen klären die Kinder die ersten drei Fragen:
Wofür ist das Buch gut, wofür kann ich es gebrauchen ?
Informieren, unterhalten, üben, etc.
Ä : Gefällt mir das Buch von außen? Ich betrachte Überschrift,
Bilder, Cover, Klappentext.
Bilder, Cover, Klappentext.
H: Interessiert mich das Buch überhaupt? Glaube ich, dass es mir
Spaß machen wird? Denn wenn nicht, werde ich
es wohl nicht fertig lesen...
Dann sollten die Kinder die erste Seite / die ersten Seiten lesen.
(Die Anzahl wird vorher festgelegt.)
Erst danach können sie die letzten beiden Fragen beantworten:
L: Kenne ich die meisten Wörter? Kann ich sie gut lesen oder
sind sie mir zu lang oder zu schwierig? Wenn ja, sollte ich
ein leichteres Buch finden.
E: Könnte ich den Inhalt jemand anderem erklären? Wenn ja,
verstehe ich, um was es geht. Wenn nein, ist es mir
wahrscheinlich zu kompliziert und auch dann sollte ich
nach etwas suchen, das besser zu mir passt.
Der Reflektionsstopp ist wichtig, damit die Kinder eine realistische Einschätzung ihrer Lesefähigkeit aufbauen. Das Kind muss lernen, ehrlich einzuschätzen, ob er oder sie das Gelesene auch wirklich versteht.
Hier ist bei einigen Kindern Unterstützung notwendig. Das musst zum Teil du im Unterricht leisten, phantastisch wäre allerdings, wenn du den Eltern erklären könntest, worauf sie achten sollen und diese auch zu Hause mit dem Kind checken, ob die Wörter und der Inhalt wirklich dem Stand des Kindes entsprechen.
Dabei gilt: Wir orientieren uns immer nach der nächsthöheren Stufe, üben aber immer erst in der aktuellen Stufe, bis das Lesen und Verstehen ohne Probleme läuft.
Deine Aufgabe ist, immer genügend Bücher zur Auswahl bereitzustellen. Gut ist, wenn du sie schon nach Levels vorsortiert hast z.B. in grüne / gelbe / rote Kisten oder mit Zahlen oder Sternen oder was auch immer dir dazu einfällt. Glücklicherweise gibt es ja die Schulbücherei, die Stadtbücherei, Flohmärkte, Bücherschränke usw.. Verschulden muss man sich jedenfalls nicht.
Wenn du dir die Mühe gemacht hast, deine Bücher nach Leveln zu ordnen, biete sie doch der Kollegin mal an, vielleicht könnt ihr eure Bücher in der Mitte des Jahres auch mal tauschen, das gibt gleich mehr Abwechslung. Toll wäre natürlich, wenn viele Lehrkräfte mitmachen! Wenn jede Lehrkraft ihre eigenen Bücher checkt, sie mit den Parallel-KollegInnen tauscht und z.B. ein Farbcode für die ganze Schule festgelegt wird, sparen alle viel Arbeit bei großem Effekt!
Wenn du dir die Mühe gemacht hast, deine Bücher nach Leveln zu ordnen, biete sie doch der Kollegin mal an, vielleicht könnt ihr eure Bücher in der Mitte des Jahres auch mal tauschen, das gibt gleich mehr Abwechslung. Toll wäre natürlich, wenn viele Lehrkräfte mitmachen! Wenn jede Lehrkraft ihre eigenen Bücher checkt, sie mit den Parallel-KollegInnen tauscht und z.B. ein Farbcode für die ganze Schule festgelegt wird, sparen alle viel Arbeit bei großem Effekt!
Im Netz finden sich viele Anbieter, die Bücher schon "vorsortieren".
* Blogs
z.B. der Blog familienbücherei.blogspot.com
* Verlage
Viele Kinderbuchverlage haben ihre Bücher Lesestufen zugeordnet.
*Schulbuchverlage
Manche Schulbuchverlage haben eine eigene Sparte, in der sie Stufengerechte kleine Bücher herstellen. Sie verkaufen sie dann auch im Paket (vielleicht schafft sie die Schule an?)
Allerdings ist es immer geraten, die Bücher selbst noch einmal durchzusehen und eigenen Stufen zuzuordnen, denn die Stufen der Verlage fallen sehr unterschiedlich aus!
Übrigens dürfen die Kinder selbstverständlich immer eigene Bücher mitbringen! Das wird sehr begrüßt!
Allerdings ist es auch hier gut, wenn du sie dir mal kurz anschaust...
die mini-lesekonferenz
In der Mini-Lesekonferenz treffe ich mich in einer Stillarbeitsphase mit einem einzelnen Kind, um den Fortschritt seines Lesen-Könnens zu besprechen. Wir reflektieren, ob es das vorher gesetzte Ziel erreicht hat und legen ein neues Ziel oder zumindest neue nächste Übungsschritte fest. Je kleinteiliger diese formuliert werden, desto schneller sind sie erreicht und je klarer sie sind, desto überprüfbarer sind sie. Ich führe Buch über das Treffen und die Entwicklung. Das Kind bekommt seinen persönlichen Auftragszettel mit.